2022

„Hommage an Ida Dehmel“ – Dank an die GEDOK


Ein Gemälde von Helga Bartsch im Stil der Neuen Sachlichkeit


Als Tribut an Ida Dehmel und ihren Einsatz zugunsten von Künstlerinnen sowie zum Dank an die GEDOK e. V. für ihre gemeinnützige Arbeit schenkte die Berliner Künstlerin Helga Bartsch aus Anlass ihres bevorstehenden 95. Geburtstages dem GEDOK Bundesverband ein Gemälde von besonderer Bedeutung. Sie hatte es in den 1980er Jahre geschaffen, um ihre Bewunderung für Ida Dehmels Lebenswerk zum Ausdruck zu bringen, speziell ihre Gründung der GEDOK 1926 als erste alle Disziplinen umfassende und überregionale Gemeinschaft von Künstlerinnen und Kunstfördernden in Deutschland.

Helga Bartsch, geb. 1928, besuchte in den 1950er Jahren die Landeskunstschule in Hamburg und studierte dort Schrift und Grafik - wobei es jedoch im weiteren Verlauf ihres Lebens nicht bleiben sollte. Aus wirtschaftlichen Gründen und weil eine rein grafische Ausbildung sie nicht befriedigte, brach sie das Kunststudium nach fünf Semestern ab und studierte Lehramt. Sie wurde Grundschullehrerin. Hier konnte sie ihre vielseitigen künstlerischen Begabungen zusammenführen: in Form von Theateraufführungen in denen sie Bühnenbild, Kostüme, Musik und Literatur miteinander verband. 1974 starb ihr Mann, die drei Kinder begannen das Haus zu verlassen. In der frei werdenden Zeit nahm sie ihr Kunststudium mit Privatunterricht bei dem Hamburger Maler Heinrich Kießling und dem Berliner Grafiker Reimar Venske wieder auf.
Verschiedenste Ausdrucksformen des künstlerischen Arbeitens bestimmten seither ihr vielseitiges Schaffen, nicht zuletzt das Flötenspiel solo oder im Ensemble, das sie noch heute praktiziert. Ihr Interesse für Druckgrafik galt insbesondere dem Tiefdruck. Daneben schuf sie weiterhin Malerei mit Öl-, und Aquarellfarben sowie Pastellkreide. Ihre bevorzugten Motive waren Menschen, Tiere und Landschaften. In dieser Zeit trat sie der GEDOK bei. In den frühen 80er Jahren entstand das der GEDOK gestiftete, auf der Rahmenseite signierte Bildnis in Ölfarben auf Leinwand (91 x 72 cm), das Ida Dehmel in vier Phasen ihres Lebens zeigt. Die Künstlerin malte es nach vier Schwarz-Weiß-Fotos, die Ida Dehmel als junges Mädchen, als junge und reife Frau sowie im betagten Alter zeigen. Die Farbgebung der Porträts in Grautönen, Schwarz und Sepia erinnert an die fotografischen Bildvorlagen. Der Hintergrund in unregelmäßig gewölkten, rötlichen Brauntönen lässt an rostige Patina denken und große Blüten in blassem Violettblau an die Ornamentik des Jugendstils. In der Gestaltung klingt deutlich die Bildsprache der „Neuen Sachlichkeit“ an, wie sie die Avantgarde der Moderne in den 1920er Jahren prägte. In der räumlichen Zuordnung geschickt komponiert sind die vier Versionen ein und derselben Person lebendig miteinander in Bezug gesetzt. Jede ist für sich mit einem anderen Ausdruck charaktervoll getroffen. Von den drei en-face-Darstellungen, die den Betrachtenden direkt zugewandt sind, überragt Ida Dehmel als Frau in der Blüte ihrer Jahre alle anderen. Aus dem Altersbildnis sprechen Kummer und Angst der letzten Jahre und die Ausweglosigkeit, die Ida Dehmel 1942 angesichts der Bedrohungen durch die Nazis in den Freitod trieb. Die dramatische und bis in unsere Gegenwart reichende Lebensgeschichte einer herausragenden Frau könnte kaum bewegender auf so begrenzter Schaufläche aufgerufen werden.

Ende der 1990er Jahre entschloss sich Helga Bartsch aus Ärger über Streitigkeiten innerhalb der GEDOK Regionalgruppe Berlin, ihre Mitgliedschaft zu beenden. Künstlerisch wirkte sie als Malerin und Grafikerin weiter und stellte in Berlin und Brandenburg wiederholt aus, meist in örtlichen Galerien. Aus einer wachsenden Beschäftigung mit den Weltreligionen entwickelte sie Ende der 1990er Jahren Kontakt zum „Franziskus-Hof“. Der Franziskaner und Altkatholik Bruder Thaddäus (bürgerlicher Name Karl-Heinz Zarth (1940-2010) hatte 1993 in Zehdenick „ein Dach über das Leben“ für obdachlose Männer geschaffen, wo sie als Brüdergemeinschaft leben und arbeiten konnten. Sie malte für den Kirchenraum das Kreuz und gestaltete die Glasfenster mit Motiven aus dem Leben des Franz von Assisi. Später kam im Garten der Anlage ein Kreuzgang mit Bildern der 12 Stationen des Kreuzweges hinzu.
Kunst wurde für sie zunehmend eine Form der Lebenshilfe, eine Gabe der Freude aus Mitmenschlichkeit. Das Prinzip „Geben und Nehmen“ bestimmte bis ins hohe Alter ihr künstlerisches Schaffen und war Anlass zur Gründung des „Frohnauer Flötenkreises“, dessen Mitglieder in Verbindung mit Lesungen und literarischen Veranstaltungen unentgeltlich in Kirchen, Krankenhäusern und Altersheimen musizierten. Aufgrund einer Augenerkrankung musste Helga Bartsch die Arbeit mit Druckpresse und Pinsel aufgeben. Sie wandte sich verstärkt der Musik zu. Noch heute spielt sie auswendig Bassflöte im Seniorenheim, wo sie die Organistin und auch Gesangsgruppen begleitet. Ihre verbliebenen Gemälde schenkte sie dem Altersheim, in dem Sie jetzt wohnt, und dem nahe gelegen Dominicus-Krankenhaus.

Der GEDOK stiftete sie dasjenige ihrer Werke, das sie sich in Erinnerung an Unterstützung verschiedenster Art, an die vielseitigen Anregungen und gemeinsamen Veranstaltungen im Laufe ihrer Mitgliedschaft bis zuletzt aufbewahrt hatte. Helga Bartsch möchte ihr ‚Denkmal für Ida Dehmel‘ dort wissen, wo es allen Regionalgruppen zugänglich ist: in der Geschäftsstelle des GEDOK Bundesverbandes, dem sie sich mit großer Dankbarkeit verbunden fühlt! Dort erhält das schöne Gemälde mit seiner besonderen Geschichte heute einen würdigen Platz.

Ursula Toyka am 20. September 2022 in der Geschäftsstelle der GEDOK e. V. im Bonner Haus der Kultur, Weberstr. 59 A.

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Die Gründerin der GEDOK als Meisterin eines historischen Kunsthandwerks


Perlstickerei von Ida Dehmel im Roentgen-Museum Neuwied

Eine Perlstickerei von der Hand Ida Dehmels im Besitz des Bundesverbandes GEDOK e. V. ist derzeit im Roentgen-Museum Neuwied zu bewundern. Die Stickerei im gerundeten Format (Höhe 50 cm, Breite 54 cm) entstand vermutlich für ein Sofakissen oder einen Stuhlbezug und zeigt ein barockes Rosenbouqet umrandet von verschlungenen Perlgirlanden.
Im Bürgertum der Jahrhundertwende fand die Perlstickerei als Handarbeit junger Frauen besonders unter den Töchtern des gehobenen Bürgertums große Verbreitung. Auch Ida Dehmel liebte die Perlstickerei und entwickelte über die Jahre hin eine anerkannte Expertise. In den 1920er Jahren verkaufte sie auf dem Kunstgewerbemarkt ihre Arbeiten über Deutschland hinaus bis nach England, Finnland, UDSSR und sogar in die USA (Ausstellungskatalog Ida Dehmel-Coblenz. Textile Bilder und Objekte, Kulturzentrum Bingen, 3.-18.10.1981).

Die Perlstickerei wurde im August 2022 dem Roentgen-Museum Neuwied von Direktor Bernd Willscheid mit großem Interesse als Leihgabe aufgenommen. Sein Haus zeigt derzeit eine ungewöhnliche Ausstellung, in deren Kontext die Arbeit noch bis zum 6. November 2022 zu sehen sein wird: „Exotischer Farbenglanz. Braunschweiger Perlentische und andere Corallenwaaren“ widmet sich einem Kunsthandwerk, dass nach mehreren Jahrzehnten in Vergessenheit heute in der Angewandten Kunst und Forschungsprojekten wieder Interesse auf sich zieht. Gezeigt werden Glasperlen-Objekte aus verschiedenen Epochen, vorwiegend Glasperlentische der Braunschweiger Manufaktur van Selow aus der Zeit 1755-1772. Ein Teil der Ausstellung ist der Perlstickerei des 19. Jhds. gewidmet, als man auch Geldbeutel, Briefmappen, Handtaschen, Brillenetuis aber auch Tee- und Tabakdosen und andere Utensilien mit Perlstickerei verzierte. Das von Ida Dehmel erhaltene Stück belegt als einziges Exponat, das dieses alte Kunsthandwerk zu Beginn des 20. Jhds. noch praktiziert und schon international von Sammlern geschätzt wurde!
Ursula Toyka

IDA DEHMEL KUNSTPREIS DER GEDOK 2022 an Barbara Noculak


Am 24. April 2022 wurde der Ida Dehmel Kunstpreis der GEDOK 2022 an die Künstlerin Barbara Noculak verliehen.

Eine unabhängige Jury hatte zuvor ihre Arbeiten unter den Einreichungen von bundesweit 61 Künstlerinnen einstimmig als herausragend und preiswürdig anerkannt. Barbara Noculaks multimediales Gesamtwerk zeichnet sich durch ein vielseitiges interdisziplinäres Schaffen aus. Es umfasst Foto-Arbeiten, Installationen, Schriftkunst, Zeichnungen, Objekte und Performances.
Thematisch befasste sich die Künstlerin schon früh mit virulenten gesellschaftlichen Themen von globaler Relevanz. Die Preisverleihung fand mit einem von der Celistin Sue Schlotte musikalisch umrahmten Festakt im Roentgen-Museum Neuwied statt, wo auch repräsentative Werke ausgestellt sind: Barbara Noculak. INSIDE_OUTSIDE_BE-SIDES (24.4. - 15.5.2022). Am Internationalen Museumstag, 15. Mai 2022, führt die Künstlerin durch ihre Ausstellung. Die Laudatio für Barbara Noculak hielt Priv. Doz. Dr. Ursula Toyka, die auch die Ausstellung kuratierte. Mehr lesen...
Im folgenden Kurzfilm ist mehr über Barbara Noculak und ihre Kunst zu erfahren:
 

Auswahl der Jury zum IDA DEHMEL Kunstpreis der GEDOK 2022


Der aus Anlass des 150. Geburtstages von Ida Dehmel im Jahr 2020 zum ersten Mal dank privater Stiftung verliehene Preis wird alle zwei Jahre im Gedenken an die Mäzenin und Kunstförderin ausgelobt. Er wird einer Künstlerin der GEDOK für ihr schöpferisches Gesamtwerk zugesprochen, das sich durch herausragende künstlerische Qualität auszeichnet und mit zentralen Gegenwartsthemen auseinandersetzt - auch über einen interdisziplinären Zugang.
Der Preis ist mit 5.000, - Euro dotiert und wird am 24. April 2022 im Roentgen-Museum Neuwied zur Eröffnung der dortigen Werkausstellung vom 24.4. bis 15.05.2022 verliehen.
Eine unabhängige Fachjury wählte Barbara Noculak zur Preisträgerin 2022 aus. Dazu zwei Werkfotos:
Barbara Noculak, DER ROTE TEPPICH (oder SEH-Zeichen III), Installation in einer Klappschute: Schwedt/Oder, 2010 Barbara Noculak, DER ROTE TEPPICH (oder SEH-Zeichen III), Installation in einer Klappschute: Schwedt/Oder, 2010.